618108 EX Praxisfelder im Kunst- und Kulturbereich: Ruhrgebiet
Wintersemester 2024/2025 | Stand: 07.10.2024 | LV auf Merkliste setzenDie Teilnehmer:innen werden sich mit der Frage auseinandersetzen, wie die industrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets die heutigen urbanen Strukturen und Lebensweisen geprägt hat. Ein besonderes Augenmerk wird auf den Umgang mit dem industriellen Erbe und die Integration historischer Bauten in die moderne Stadtentwicklung gelegt.
Insgesamt bietet die Exkursion eine wertvolle Gelegenheit, die Wechselwirkungen zwischen Architektur, Kunst und Management in einem historisch und kulturell reichen Umfeld zu erforschen.
Das Ruhrgebiet ist ein Mythos. Es steht für den Aufbruch ins Industriezeitalter des 19. und den Strukturwandel im 20. Jahrhundert. Um 1900 expandierten die Städte in atemberaubender Geschwindigkeit, wurden zu Laboratorien einer modernen Industriekultur. Das Tal der Könige erzeugte bürgerliche Industriebarone und Finanzmagnaten ebenso wie ein gigantisches Arbeiterproletariat. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich das kaiserzeitliche Deutsche Reich zu einem demokratischen, modernen Industriestaat. Das Ruhrgebiet blieb der wichtigste Industriestandort. Die Architektur und die angewandte Kunst und Design nahmen in diesem Prozess eine wichtige Rolle ein. Speziell in den westdeutschen Industrieregionen an Rhein und Ruhr sind zahlreiche bedeutende Denkmäler dieser Epoche erhalten. Jugendstil und Neues Bauen bezeichnen nur zwei dieser modernen Strömungen. An ausgewählten Beispielen soll dieser „westdeutsche Impuls“ nachgespürt werden. Zentrale Orte sind Hagen, Bochum und Essen; einflussreiche Player sind der Bankier Karl Ernst Osthaus und die Architekten Peter Behrens, Henry van de Velde und Walter Gropius.
Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg hinterließen ein einziges, riesiges Ruinenfeld. Nach 1945 wurde das Ruhrgebiet Motor des deutschen Wirtschaftswunders. In den vergangenen Jahrzehnten mutierte der einstige Standort der Schwerindustrie und des Kohlebergbaus zum Dienstleistungs- und Forschungszentrum. Die Kultur konnte zahlreiche Orte und Bauten erfolgreich besetzen und umnutzen.
Die einwöchige Exkursion steht unter dem thematischen Schwerpunkt „Kultur und Management“. Ziel ist es, Architektur im Diskurs mit Vertreter:innen der Bereiche Kunst und Management näher zu erarbeiten und einen Einblick in den Themenbereich zu gewinnen. Während der Exkursion werden die Teilnehmer:innen bedeutende Bauwerke besichtigen, die exemplarisch für die Entwicklung und den Wandel dieser Region stehen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die architektonische Gestaltung der Bauwerke, sondern auch deren kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung.
Betrachtet werden u.a. folgende Bauten:
• Zeche Zollverein, Essen, ab1851, bis 1968 in Betrieb, seit 2001 UNESCO Welterbe
• Villa Hügel, Alfred Krupp, 1870-1873
• Margarethenhöhe (Krupp-Siedlung), Georg Metzendorf, 1908-1920
• Hohenhof, Henry van de Velde, 1906-1908
• Krematorium, Peter Behrens, 1907
• Villa Cuno, Peter Behrens, 1910
• Arbeitersiedlung Walddorf in Hagen, Richard Riemerschmid, 1907-1910
Roland Günther, Im Tal der Könige. Ein Handbuch für das Ruhrgebiet, Düsseldorf 2010
Gerda Breuer (Red.), Der westdeutsche Impuls 1900-1914. Kunst und Umweltgestaltung im Industriegebiet. Von der Künstlerseide zur Industriefotografie. Das Museum zwischen Jugendstil und Werkbund, Kaiser Wilhelm Museum Krefeld 1984
Laura di Betta, Christin Ruppio, Barbara Welzel (Hrsg), Vor dem Bauhaus: Osthaus. Einblicke in eine Fotosammlung, Dortmund 2019
Herta Hesse-Frielinghaus, Karl Ernst Osthaus. Leben und Werk, Recklinghausen 1971
Barbara Welzel (Hrsg.), Hagen erforschen. Eine Stadt als Laboratorium, Essen 2010
Winfried Nerdinger (Hrsg.), Ausstellungskatalog 100 Jahre Deutscher Werkbund, Ausstellungskatalog Pinakothek der Moderne, München 2007
11.-17. November 2024
- Wahlpakete
- Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Gruppe | Anmeldefrist | |
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618108-0 | 01.09.2024 10:00 - 21.09.2024 23:59 | |
Hölz C. |