LFU:online

Bei den Stichwörtern "Geist", "Gedanke" oder "Information" denken wir zumeist an Gehirne, abstrakte Ideen, und vielleicht auch Computer oder Netzwerke künstlicher Intelligenz. Der Körper selbst spielt bei diesen Begriffen eine untergeordnete Rolle. In der realen Welt finden wir aber keine "reinen" Gehirne und Gedanken, sondern Wesen aus Fleisch und Blut, die in einer ganz spezifischen Umwelt leben und sich an diese angepasst haben. Denken und Informationsverarbeitung, so die leitende Überzeugung der sogenannten "embodied cognition", muss diese Tatsachen angemessen berücksichtigen.

In der LV werden philosophische, kognitionswissenschaftliche und psychologische Überlegungen zur Philosophie der Verkörperung bzw. der "embodied cognition" vermittelt. Dabei beschäftigen wir uns u. a. mit folgenden Fragen: Welche Beziehungen und Wechselwirkungen herrschen zwischen Körper und Geist? Inwiefern unterscheiden sich Modelle der klassischen Informationsverarbeitung von "Modellen der embodied cognition"? Was spricht dafür, dass Bewusstsein verkörpert ist? Welche Rolle spielen unser Körper und seine unmittelbare Umwelt für unser Wahrnehmung und unser Verstehen der Wirklichkeit? Laufen Wahrnehmungsprozesse einfach automatisch in uns ab oder sind wir daran als aktiv handelnde Wesen beteiligt?

Vermittlung kognitionswissenschaftlicher, psychologischer und philosophischer Überlegungen zum Thema "Embodiment" bzw. verkörperte Existenz. 

Neben konkreten empirischen Ansätzen werden phänomenologisch inspirierte Zugänge zum Leib und zu den Kognitionswissenschaften, sowie philosophische Überlegungen zur Subjektivität und der Ersten-Person-Perspektive besprochen, um der Komplexität der Frage, was es denn bedeutet, auf verkörperte Weise zu existieren, gerecht zu werden.

Vorlesung mit Diskussionsmöglichkeit, sowie Lektüre einschlägiger Grundtexte samt Kurzpräsentation.

Kurzpräsentation der Texte (25%), Diskussion (25%), 2 Kurzessays (50%)

Shaun Gallagher: How the Body Shapes the Mind. Oxford University Press 2005.

Lawrence Shapiro: Embodied Cognition. Routledge 2011.

Philosophie der Verkörperung. Grundlagentexte zu einer aktuellen Debatte. Suhrkamp 2013.

keine

Studierenden, die sich für das Thema "Verkörperung" interessieren und im Studium bereits ein wenig fortgeschritten sind, sei auch die LV 202509 "SE Masterkurs Philosophische Anthropologie (Einführung): Philosophie des Körpers" anempfohlen.