607206 PS Kompetenz Textanalyse: Kollektive Autor:innenschaft in Literatur und Wissenschaft
Sommersemester 2023 | Stand: 30.11.2022 | LV auf Merkliste setzenZiel der Lehrveranstaltung ist die Analyse von Primär- und Sekundärliteratur, die sich mit dem Thema kollektiver Autor:innenschaft befasst. Zugleich stehen die Reflexion und das Einüben von Praktiken des wissenschaftlichen Schreibens im Vordergrund (Themenfindung, Recherche, Gliederung, Zitieren, Formulieren etc.). Nach Absolvieren der Lehrveranstaltung haben die Studierenden damit einerseits einen Überblick über die aktuelle Forschungsdiskussion zum Thema „kollektive Autor:innenschaft“ und können sich u.U. mit eigenen Ansätzen darin positionieren, andererseits sind sie mit Praktiken des wissenschaftlichen (auch: kollektiven) Schreibens vertraut und haben sie selbst erprobt.
„Good novels aren’t written by committee. Good novels aren’t collaborated on. Good novels are produced b[y] people who voluntarily isolate themselves [...].“ (Jonathan Franzen, 2017)
Autor:innenschaft ist nicht selten verbunden mit der Idee eines einsamen, oft männlichen, genialen Urhebers. Welche Implikationen hat das Phänomen kollektiven Schreibens für den Autor:innenschaftbegriff? Gibt es vielleicht sogar Autor:innenschaftsbegriffe, die grundsätzlich von einer Kollektivität der Autor:innenschaft ausgehen? Die Idee moderner singulärer Autor:innenschaft geht auf die Epochenschwelle um 1800 zurück. Seitdem scheint die Vorstellung, die Autorität über einen Text auf eine einzige Person zurückzuführen, der Normalfall zu sein. Ändert sich das in Zeiten digitaler Autor:innenschaft? Welche Beispiele für kollektive Autor:innenschaft seit 1800 gibt es in der Literatur? Welche ästhetischen, politischen und ökonomischen Implikationen (und Irritationen) bringt kollektive Autor:innenschaft für Produktion, Rezeption und Distribution von Literatur? Um Fragen nach individueller und kollektiver Autor:innenschaft geht es auch bei einer Protestaktion in den französischen Naturwissenschaften. Hunderte von Aufsätzen erschienen im Jahr 2020 unter dem Namen „Camille Noûs“. Wissenschaftler:innen wollten mit der Verwendung des kollektiven Pseudonyms gegen Metrisierung und Individualismus im französischen Wissenschaftssystem protestieren. Kritiker:innen der Aktion weisen darauf hin, dass ein zentrales Kriterium für Wissenschaftlichkeit in der Verantwortung bestehe, die nur durch eindeutig zuordenbare Autor:innenschaft gegeben sei. Wofür steht der Autor:innenname auf wissenschaftlichen Publikationen? Welche Formen kollektiver Autor:innenschaft in Natur- und Geisteswissenschaften gibt es, welche sind anerkannt, welche nicht und wie verändern sich diese Normen?
Das Proseminar gibt einen Überblick über Geschichte und Theorie kollektiver Autor:innenschaft in Literatur und Wissenschaften. Zugleich soll auch schreibpraktisch erprobt werden, was kollektive Autor:innenschaft bedeuten kann.
Close readings, Plenumsdiskussionen, kurze Schreibaufträge zu Lektüretexten, Gruppenarbeiten und die Präsentation eines Exposés in Vorbereitung auf die Proseminararbeiten
Um das Proseminar erfolgreich abzuschließen, müssen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv am Unterrichtsgespräch und an den Gruppenarbeiten beteiligen, ein Exposé zur Proseminararbeit präsentieren und am Ende eine schriftliche Proseminararbeit verfassen.
1. Pabst, Stephan; Penke, Niels (2022): Kollektive Autorschaft. In: Michael Wetzel (Hg.): Grundthemen der Literaturwissenschaft. Autorschaft. Berlin, Boston: De Gruyter (Grundthemen der Literaturwissenschaft), S. 411–428.
2. Ehrmann, Daniel (2022): Kollektivität. Geteilte Autorschaften und kollaborative Praxisformen 1770-1840. Wien, Köln: Böhlau Verlag.
3. Ehrmann, Daniel; Traupmann, Thomas (Hg.) (2022): Kollektives Schreiben. Paderborn: Brill; Fink.
4. Gilbert, Annette (2021): Kollaterales Schreiben. Digitale Kollaboration im Zeitalter von Crowdworking und Algotaylorismus. In: Hannes Bajohr und Annette Gilbert (Hg.): Digitale Literatur II. München: edition text + kritik (Text + Kritik Sonderband, 2021), S. 62–74.
5. Fröhlich, Melanie; Henkel, Christiane; Surmann, Anna (2017): Zusammen schreibt man weniger allein. (Gruppen-)Schreibprojekte gemeinsam meistern. Opladen, Toronto: Barbara Budrich.
6. Ghanbari, Nacim; Otto, Isabell; Schramm, Samantha; Thielmann, Tristan (Hg.) (2018): Kollaboration. Beiträge zur Medientheorie und Kulturgeschichte der Zusammenarbeit. Paderborn: Wilhelm Fink.
7. Martus, Steffen; Spoerhase, Carlos (2022): Publizieren als Kollaborationspraxis. In: Dies: Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften. 1. Aufl. Berlin: Suhrkamp, S. 111-122.
Gruppe 0
|
||||
---|---|---|---|---|
Datum | Uhrzeit | Ort | ||
Do 09.03.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 16.03.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 23.03.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 30.03.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 20.04.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 27.04.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 04.05.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 11.05.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 25.05.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 01.06.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 15.06.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 22.06.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei | |
Do 29.06.2023
|
12.00 - 13.30 | 40123 40123 | Barrierefrei |