607220 VU Literaturtheoretische Positionen: Literaturtheorie und das Ende der Kritik
Sommersemester 2024 | Stand: 29.11.2023 | LV auf Merkliste setzenAusgehend von aktuellen literatur- und kulturwissenschaftlichen Debatten, beschäftigen wir uns mit dem Status und der Bedeutung von (Literatur-)Theorie und (Literatur- bzw. Ideologie-)Kritik. Gemeinsam erarbeiten wir uns Antworten zu Fragen wie: Was ist kritische Distanz und braucht man das? Kann man als Literaturwissenschafter:in einen literarischen Text auch einfach mal nur „schön“ finden? Warum ist Theorie und Kritik angeblich an ihr Ende gekommen und was kommt eigentlich danach?
Seit geraumer Zeit steht nicht nur der Status der Literaturtheorie, sondern mit ihr auch gleich der Modus der Kritik an sich in Frage. Was manche als Befreiung von der Dominanz einer abgehobenen Theorie ohne Bodenhaftung und Literaturbezug sehen, bewerten andere als Aufgabe jeglichen politischen und kritischen Anspruchs von Wissenschaft. Unter Berücksichtigung verschiedener Positionen (Rita Felski, Bruno Latour, Eve Kosofsky Sedgwick, Julia Kristeva, Frederic Jameson, Eric Hayot u.a.) und in enger Auseinandersetzung mit John Williams’ Roman „Stoner“, werden wir uns die Frage stellen, wie eine kritische Wissenschaft jenseits einer „Hermeneutik des Verdachts“ (Paul Ricœur) aussehen könnte und worin eigentlich die Aufgabe der Literaturwissenschaft heute besteht.
Der Schwerpunkt liegt auf der gemeinsamen Diskussion der von allen im Vorhinein gelesenen Texte (inklusive schriftlicher Vorbereitung). Dazwischen immer wieder auch Vorträge des Lehrveranstaltungsleiters, sowie – je nach Bedarf – Impulsreferate der Studierenden.
Voraussetzung für eine positive Beurteilung ist die vorbereitende Lektüre der jeweiligen Texte sowie die aktive Beteiligung an der gemeinsamen Diskussion. Darüber hinaus ist die Vorbereitung einer (Teil-)Einheit für eine Benotung verpflichtend. Dies beinhaltet die Moderation der Sektion und die Aufbereitung der eingereichten Fragen (aber kein klassisches Referat). Essay bzw. kurze Hausarbeit (ca. 7 Seiten).
Anker, Elizabeth S. und Rita Felski (Hrsg.): Critique and Postcritique, Durham: Duke University Press 2017.
Felski, Rita: The Limits of Critique, Chicago: University of Chicago Press 2015.
Jaeggi, Rahel und Tilo Wesche (Hrsg.): Was ist Kritik?, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009 (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 1885).
Jameson, Fredric: The Political Unconscious: Narrative as a Socially Symbolic Act, London: Routledge 2007.
Latour, Bruno: „Why Has Critique Run out of Steam? From Matters of Fact to Matters of Concern“, in: Critical Inquiry 30 (2004), S. 225-248.
Sedgwick, Eve Kosofsky: „Paranoid Reading and Reparative Reading, or, You’re so Paranoid, You probably Think This Essay Is About You“, in: Touching Feeling: Affect, Pedagogy, Performativity, Durham: Duke University Press 2004 (Series Q), S. 123-151.
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