LFU:online

Die Studierenden werden lernen, sich kritisch mit Bücherverboten und Formen der Zensur, einschließlich bildungspolitischer Anordnungen und Einschüchterungsgesetzen, im Kontext des öffentlichen Schulwesens in den Vereinigten Staaten auseinanderzusetzen. Wir werden eine Vielzahl von verbotenen Büchern - von Kinderbüchern bis hin zu Sachbüchern - lesen und analysieren, um zu verstehen, welche Genres, Themen und Fragestellungen Gegenstand von Anfechtungen und Verboten sind. Die Studierenden werden sich außerdem mit den bildungspolitischen und soziokulturellen Gegebenheiten beschäftigen, die die wachsende Politisierung des Lesens bedingen und zwischen Eltern, Pädagog*innen, Verwaltungsangestellten und (lokalen) Regierungsbeamt*innen hitzige Diskussionen über den Zugang von Schüler*innen zu gewissen Büchern in Klassenzimmern und Schulbibliotheken auslösen.

In dem Bilderbuch And Tango Makes Three (2015) von Justin Richardson und Peter Parnell lernen die Leser*innen Roy und Silo, zwei männliche Pinguine im Central Park Zoo, kennen. Die Tierpfleger*innen geben den beiden ein Ei und mit dem Schlüpfen von Tango werden sie eine Familie. Seit seinem Erscheinen steht das Bilderbuch fast ununterbrochen auf der Liste der am häufigsten angefochtenen Bücher, wo es allerdings nur eines unter vielen ist. Im Schuljahr 2022-2023 hat PEN America 3362 Fälle von Bücherverboten in den Vereinigten Staaten registriert, was einen Anstieg von 33 % gegenüber dem Schuljahr 2021-2022 bedeutet. Die deutlich gestiegene Zahl der Buchanfechtungen und -verbote ist ein Zeichen für die rasant zunehmende Politisierung des Lesens und die verstärkten Bemühungen von Bürger*innen, Eltern und Interessensgruppen zu zensieren und zu kontrollieren zu welchen Büchern Schüler*innen in Klassenzimmern und Schulbibliotheken Zugang haben. Die Verbote zielen speziell auf Bücher ab, die sich mit US-amerikanischer Geschichte, Genderidentität, race, sexueller Orientierung, (psychischer) Gesundheit, (Drogen-)Missbrauch, Trauer und Tod befassen. Bücherverbote schränken also nicht nur den Zugang der Schüler*innen zu Büchern ein, sondern greifen auch die in der Verfassung festgehaltenen Grundrechte an.

Durch die Lektüre von Kinderbüchern wie And Tango Makes Three bis hin zu nicht-fiktionalen Texten wie Nikole Hannah-Jones Essaysammlung The 1619 Project erhalten die Studierenden einen umfassenden Überblick über die Bücher, die derzeit aus US-amerikanischen Klassenzimmern und Schulbibliotheken verbannt werden und die nötigen Analysekompetenzen, um diese Texte, ihre Form und ihren Inhalt sowie den soziokulturellen und politischen Kontext, der zu ihrer Verbannung geführt hat, analysieren zu können.

Input der LV-Leiterin, wöchentliche Pflichtlektüre, Gruppendiskussionen, 

Aktive Mitarbeit, Präsentationen, Proseminararbeit

Soweit möglich bzw. vertretbar werden Kursmaterialien und ausgewählte Primär- und Sekundärwerke auf OLAT zur Verfügung gestellt.