618033 VO Entwicklungsgeschichte der Kunst II: Slow Information. Amerikanische Kunst in der Informationsgesellschaft um 1970
Sommersemester 2024 | Stand: 10.06.2024 | LV auf Merkliste setzenVermittlung eines umfangreichen Faktenwissens und profunden Verständnisses des Themas der Vorlesung
1968 stellte der amerikanische Künstler Richard Serra eine Serie von Arbeiten her, in denen er geschmolzenes Blei in eine Raumecke schleuderte, das Metall nach seinem Erkalten aus dieser vorgefundenen Gussform löste, auf dem Boden daneben ablegte und den Prozess mehrmals wiederholte. Diese Arbeiten nannte er „slow information pieces“. Solche das Material und den Herstellungsprozess thematisierenden Werke, die für einen spezifischen Ort gemacht wurden und ihre Betrachter*innen körperlich integrierten, gelten als Beginn der Postmoderne. Das dominierende Deutungsparadigma dieser Kunst sieht darin eine quasi phänomenologische Untersuchung der körperlich gebundenen Wahrnehmung. In der Vorlesung werden einerseits Arbeiten von Künstler*innen wie Serra, Robert Smithson, Michael Snow oder Nancy Holt vorgestellt und deren dominierende phänomenologische Deutung diskutiert. Andererseits werden alternative Interpretationsansätze entwickelt, welche die künstlerische Reflexion der Wahrnehmung mit der Kritik von Massenmedien zusammenschließen. Serras Bezeichnung „slow information pieces“ erscheint nämlich vor dem Hintergrund der damaligen visuellen Kultur, die durch die technische Bildlichkeit der Massenmedien und die neuen Informationstechnologien bestimmt war, durchaus doppeldeutig: nicht nur als Benennung der langsamen Formwerdung des Bleis, sondern auch als Bezug auf die zeitintensive Rezeption seiner Kunst im Gegensatz zum schnellen Informationsfluss der Massenmedien. Werkanalysen, Diskussion des Forschungsstands sowie Überlegungen zu Wechselwirkungen von Kunst und technisch informierter Bildlichkeit bilden gleichwertige Schwerpunkte der Vorlesung.
mündlich
Auslander, Philipp: Liveness. Performances in an mediatized culture, London u.a. 1999.
Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit und weitere Dokumente, Frankfurt a.M. 2015.
Dreamlands. Immersive Cinema and Art 1905–2016, Ausst.-Kat. New York: Whitney Museum of American Art, 2016 Joselit, David: Feedback. Television against Democracy, Cambridge, MA 2007Kastner, Jens: Akzelerationismus: Mit Warp-Geschwindigkeit ins Nichts. Was ist und was will die theoretische Strömung? (2016), http://www.jenspetzkastner.de/artikel/diskurs/archivdiskurs/akzelerationismus
Kaizen, William: Against Immediacy. Video Art and Media Populism, Darmouth 2016Lee, Pamela M.: Chronophobia. On time in the art of the 1960s, Cambridge, Mass. 2004.
McLuhan, Marshall: Understanding Media. The Extensions of Man, New York 1964.
Paulsen, Chris: Here/There. Telepresence, Touch, and Art at the Interface, Cambridge, Mass. 2017 Speed. Visions of an Accelerated Age, hg. v. Jeremy Miller und Michiel Schwarz, Ausst.-Kat. London: Whitchapel Gallery, 1998.
Thalmair, Franz: Postdigital 1. Allgegenwart und Unsichtbarkeit eines Phänomens, in: Kunstforum International, Bd. 242, Sept.-Okt. 2016: postdigital 1, S. 38-53.
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