822188 EP Entwurfsstudio 2

Sommersemester 2025 | Stand: 27.01.2025 LV auf Merkliste setzen
822188
EP Entwurfsstudio 2
EP 5
10
wöch.
jährlich
Deutsch

Vertiefende Bearbeitung architektonischer Konzepte. Die Studierenden können ihre Entwürfe überzeugend kommunizieren, detailliert darstellen und innerhalb des jeweiligen theoretischen oder gestalterischen Kontexts positionieren.

ORBITAL

Die Studierenden entwerfen einen Wohnraum für das nachhaltige Leben in der Zukunft. Wie dieser Wohnraum aussehen wird, wie groß er sein wird, aus welchen Elementen er sich zusammensetzt, welche Räumen und Zeiten er umfasst, welche Atmosphäre er hat und mit welchen Mitteln und ästhetischen Strategien er erstellt wird, ist offen. Die Studierenden werden konfrontiert mit sozialen, politischen, ökologischen, technologischen, kulturellen und ethischen Fragestellungen, die sich aus der Thematik des Wohnens in all seinen Facetten ergeben und an Diskurse unserer Zeit anschließen. Insbesondere steht die Transformation des Wohnens im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Die Student*innen sollen sich methodisch am spekulativen Design orientieren, das eine nahe Zukunft imaginiert, aber auf gegenwärtig verfügbaren Daten gründet. Die entstehenden Projekte sollen nicht nur eine bestehende Welt abbilden, sondern sich an einer möglichen Zukunft orientieren. Der Maßstab ist frei wählbar, das Projekt kann einen planetarischen Maßstab haben, dh. den Blick auf die Erde beinhalten und das In-der-Welt-Sein des Menschen reflektieren, es kann aber auch die Bewegung einer Träne im Raum kartographieren. Der Ausgangspunkt kann ein „großes“ Thema der Welt sein oder das eigene Zimmer …

Warum das Thema „Wohnen“? Das Wohnen steht in einer labilen Beziehung zu uns selbst und zu der uns umgebenden Umwelt (Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen) In ihm drückt sich unsere Identität, unser In-der-Welt-Sein und unsere Stellung in der Gemeinschaft aus. Das Wohnzimmer kann ein Seismograph sein, um die politische Tektonik unserer Zeit zu erfassen oder aber auch ganz persönliche, fein gesponnene Nuancen unserer Befindlichkeit registrieren. Die konstitutiven Elemente des Wohnens sind seine zunehmende Medialisierung (Informations- und Kommunikationsmedien), Individualisierung und Deterritorialisierung (Verlust der Ortsbindung). Das Wohnen kann eine Lebensform von Rückzug und Sicherheit sein, aber auch als digital organisiertes Nomadentum in seinen verschiedenen Facetten – von den vier Wänden bis zur Welt „da draußen“ – Dynamik und Extrovertiertheit in den Fokus rücken. Die philosophischen Streifzüge (Flusser, McLuhan, Giedion, Sprenger, Sloterdijk u.a.) verknüpfen den planetarischen mit dem menschlichen Maßstab, sie kartographieren den Körper und seine Bewegungen oder die Welt der Dinge unter den Voraussetzungen unserer Zeit. Der Schwerpunkt des Entwurfs soll allerdings nicht auf den Dingen liegen, sondern – wie der Titel sagt – auf den „Umlaufbahnen“, dh. auf unserer Perspektive darauf.

Der Schwerpunkt liegt auf der Zeichnung. Ansätze und Lösungen ergeben sich aus der zeichnerischen Praxis, die Vielfalt und Komplexität beinhaltet und auf der Grundlage frei wählbarer Techniken (Handzeichnungen, Collagen, Mashups, KI) beruht. Die Entwürfe werden theoretisch mit Hinweisen auf die Literatur und zentrale Referenzen begleitet. Wichtiger ist allerdings, dass die Studierenden Freude am Zeichnen mitbringen und bereit sind, selbstständig Entscheidungen zu treffen.

Methode - Was ist spekultatives Design? 

Das Buch ist im Entwerfen die Grundlage für ein spekulatives Design, dem es darum geht, neue Perspektiven zu öffnen, Räume für Diskussionen und Debatten über alternative Lebensweisen schafft und die Fantasie zu inspirieren. Spekulatives Design kann auch Grundlage sein für eine Neudefinition unseres Verhältnisses zur Realität. (Dunne und Raby). Zur Spekulation gehört auch eine Ästhetik, die mit dem „Nicht-Realem“ handelt, zB. unerwartete Maßstäbe verwendet oder die Proportionen eines Objekts verzerrt. Indem man etwas schafft, das auf irgendeine Weise „schräg“ aussieht, zwingen man den Betrachter dazu, das Gesehene zu hinterfragen und seine Vorstellungskraft anzuregen, was diesen Effekt verursachen könnte. 

Der Entwurfsprozess läuft in der Regel in den Schritten Analyse, Ideenfindung, Iteration und Anwendung ab. Das spekulative Design kennt noch zwei weitere Schritte: Erkundung und Visualisierung. Im Entwerfen sollen die Studierenden keine umfangreichen Analysen machen. Wir blenden die umfangreiche Analyse aus und konzentrieren uns im Entwerfen auf die „Erkundung“ und „Visualisierung“. Mit „Erkundung ist die Suche nach Inspirationen in aufkommenden Technologien gemeint, aber auch das Gespür für kulturelle Veränderungen und die Orientierung an aktuellen Ereignissen. Die „Visualisierung“ meint die Umsetzung in verschiedenen Formen, die jeder selbst wählen kann (Handzeichnung, KI-generierte Bilder, Zeichensoftware, Modellbau). In der Visualisierungsphase erwecken wir unsere Erkenntnisse durch Skizzen, Storyboards, interaktive Prototypen und andere kreative Visualisierungen zum Leben. Wir erstellen temporäre Mock-ups und Simulationen, die unsere Ideen zum Leben erwecken und uns helfen, besser zu verstehen, wie sie sich in der realen Welt anfühlen. Im Idealfall entwickelt sich das Projekt aus der Zeichnung selbst. 

 …

Beispiele

Beispiel 1: Ernst Mach: Darstellung zu „Die Analyse der Empfindungen“ (1867) 

Beispiel 2: Nicolas Verdejo: A Room is not a House or Banham’s Latest Nightmare” (2020)

Beispiel 3: Philip’s „Microbial Home“ (2011)

Beispiel 4: Superflux’s “Mitigation of Shock” (2017-19)

Bachelard, G. (2014). The Poetics of Space. London: Penguin Classics

Banham, R.: “The Great Gizmo”. Aus: Design by Choice, ed. By Penny Sparke, London: Academy Editions, 1981 (orig. publ. in Industrial Design 1965)

Banham, R. (1965). ‘A Home is Not a House’, Art in America, 1965, Volume 2, New York, p.73.

Banham, R. (1959). ‘Neoliberty: The Italian Retreat From Modern Architecture’, The Architectural Review, London, p.232.

Banham, R.: Theory and Design in the First Machine Age. The Architectural Press, London 1960.

Colomina, B. (1996). Sexuality & Space. Princeton: Princeton Architectural Press.

Dilnot, C. (2011). ‘Sustainability and Unsustainability in a World Become Artificial: Sustainability as a Project of History’, Design Philosophy Papers, 9:2, Taylor and Francis Online, pp. 119-121; /toc/rfdp20/9/2?nav=tocList

Dunne, A. & Raby, F.: Speculative Everything (pp. 2-3). Cambridge; London: MIT Press 2013

McGuirk, J. (2011). ‘Philips’s Microbial Home takes kitchen design back to the future’, in The Guardian, November 21

Höhler, S.: Spaceship Earth in the Environmental Age, 1960 -1990.London 2014

Flusser, V.: Medienkultur, Frankfurt am Main 1997.

Foucault M.: Andere Räume(in: Barck, Karlheinz u.a. (Hg.), Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig 1992, S.  34 - 46)

Füssel, M.: „Tote Orte und gelebte Räume: zur Raumtheorie von Michel de Certeau S. J.“. In: Historical Social Research 38 (2013), 3, pp. 22-39. URN: /urn:nbn:de:0168-ssoar-388152

Giedion, S.: Mechanization Takes Command – A Contribution to Anonymous History Oxfotd: University Press 1948.

Harvey, S.: Umlaufbahnen. Roman; a. d. Engl. v. Julia Wolf; dtv, München 2024

Hollis, E. (2018). The Memory Place: A Book of Lost Interiors. Counterpoint, Berkeley, CA: Portobello Books.

Ionescu, V. (2018). The Interior as Interiority, Palgrave Communications Humanities and Social Sciences Business, 2018: /articles/s41599-018-0088-6

etc.

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822188-0 01.02.2025 08:00 - 21.02.2025 23:59
Siegele C., Volgger P.